Patentrezepte gibt es nicht…

Bei Brennessel e.V. steht eine möglichst große, selbstbestimmte Hilfe der Betroffenen im Vordergrund.

Seit vielen Jahren leistet der Brennessel e.V. telefonische und persönliche Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und hilft den Opfern, ihren Eltern und den Bezugspersonen im nahen Umfeld der Betroffenen.

Die Erfahrung der ‚Brennessel‘-Aktiven zeigt, dass der Umgang mit betroffenen Kindern und Jugendlichen immer noch mit großer Unsicherheit verbunden ist. Die Vorgehensweise bei Verdacht auf sexualisierte Gewalt ist entscheidend für den weiteren Verlauf.

Bei Eingang eines Hinweises überschreitet ein Opfer eine Schwelle des oftmals langanhaltenden Schweigens und berichtet über ein Tabu-Thema. Deshalb ist es ratsam, keine übereilten und unüberlegten Schritte, vor allem nicht über den Kopf des Opfers hinweg, zu unternehmen. Bei weitem gehen nicht alle Hinweise unmittelbar von Opfern, sondern eher von Bezugspersonen wie Angehörigen, Erziehern oder Trainern ein.

Die sexualisierten Übergriffe finden mit Berührungen des Opfers (Hand-On), oder auch ohne Berührungen (Hands-Off), wie auch über Internet und Social Media (Cybergrooming, Sexting) statt.

Unbedachtes Handeln schadet und verhindert meist langfristig wirkungsvolle Lösungen. ‚Wer welche Schritte zu welchem Zeitpunkt unternimmt, ‚hängt von der konkreten Belastungssituation des Opfers, den Umständen, sowie gegebenenfalls noch anhaltenden Gewalthandlungen sowie den Wünschen des Opfers ab.

Die schnelle und unkomplizierte Lösung gibt es meist ebenso wenig wie Patentrezepte. Eine individuelle Beratung ist gefragt. Ein niedrigschwelliger Zugang zur Thematik ist unseren Vereins-Aktiven wichtig. Seitdem „Brennessel“ die Kontaktmöglichkeiten über die Veröffentlichung der Handynummer 0176-38816959 und das Online-Kontaktformular erweitert hat, erhöhen sich die Anfragen.

Was tun wenn…

Was tun, wenn Sie von sexualisierter Gewalt erfahren?

  • Bewahren Sie Ruhe!… auch wenn das in dieser Situation schwer ist. Die nächsten Schritte sollten überdacht und geplant werden. Unüberlegte und überstürzte Handlungen können die Situation verschlimmern.
  • Schützen Sie das Kind/ Jugendlichen und stellen Sie sicher, dass es keine weiteren Übergriffe geben kann. Ermutigen Sie das Kind, dass Sie mit ihm gemeinsam diese schwierige Situation klären können.
  • Glauben Sie den Berichten des Kindes oder des Jugendlichen und hören Sie gut zu und stellen Sie keine bohrenden Fragen.
  • Entscheiden Sie nichts über den Kopf des Kindes oder des Jugendlichen hinweg, sondern beziehen Sie es altersgemäß mit in die Entscheidungen ein. Mitgefühl tut ihrem Kind gut.
  • Holen Sie sich Hilfe. In einer Beratung können Sie sich orientieren, welche Hilfe für das Kind/den Jugendlichen am geeignetsten ist.
  • Eine Strafanzeige sollte individuell im Einzelfall entschieden werden.